In unserem Artikel in der letzten Woche haben wir uns damit beschäftigt, was die Auswirkungen der Corona-Krise in uns auslösen und wie wir mit diesen internen Vorgängen und Ängsten umgehen. Nun hat das neuartige Coronavirus längst von unserem kompletten Alltag Besitz ergriffen. Es ist schlicht unmöglich, den Auswirkungen dieser Krise aus dem Weg zu gehen.
Viele Faktoren wirken nun auch von außen auf uns ein. Das sind externe Einwirkungen, die die Corona-Krise derzeit mit sich bringt. Diese können wir noch schlechter beeinflussen, als die Ängste, die aus uns selbst heraus entstehen und vor allem können sie für jede und jeden anders aussehen.
Die Corona-Krise hat dazu geführt, dass wir nicht mehr in unserem gewohnten Umfeld arbeiten können. Wer beispielsweise zu den 53% (stepstone) aller Arbeitnehmer in Deutschland gehört, die jetzt im Home Office sind, arbeitet für seine KollegInnen und Vorgesetzte nicht mehr direkt sichtbar. Direkt sichtbar in seiner Arbeit ist man dann allerdings für die Familie zu Hause. Das bringt leicht die externen (Stör-)Faktoren in den Alltag: Mit kleinen Kindern fällt es zum Beispiel schwerer die regulären Arbeitszeiten einzuhalten. Oder was mache Ich mit einem/r Vorgesetzten, der oder die mich, aus dem Home Office heraus, ständig versucht, zu kontrollieren. Eine solche Führungsperson hatte mit Sicherheit auch vor Corona-Zeiten schon diese Eigenschaft, allerdings wird es deutlich schwerer, mit diesem Problem umzugehen, wenn sich die Zusammenarbeit sich so deutlich verändert hat und sich beide Parteien im Home Office befinden.
Das bringt Unsicherheiten in den Arbeitsalltag und kann, wenn diese nicht angegangen werden, zu Überbelastungen führen. Situationen wie diese entstehen nicht aus dem Selbst heraus, sondern wirken extern auf uns ein. Auf den ersten Blick scheinen wir daran wenig ändern zu können.
Wie sollte man denn dem oder der Vorgesetzten hier gegenübertreten? Oder was passiert mit mir, wenn viele altbekannte Strukturen des Alltags nun wegfallen und Projekte gestoppt werden, die aufgrund der derzeitigen Situation und den neuen Sicherheitsmaßnahmen nicht mehr so weitergeführt werden können? Es gibt vielleicht weniger To-Do-Listen und Termine, weil bestimmte Arbeit nicht mehr getan werden kann.
Im besten Fall wendet man sich dann neuen, kreativen Projekten zu und schafft sich neue Strukturen in einem veränderten Alltag. Im schlimmsten Fall beschäftigt man sich jedoch mit Jobunsicherheit.
Großartig steuern oder beeinflussen können wir diese Ereignisse nicht. Allerdings können wir beeinflussen, wie wir auf solche Situationen zugehen und wie wir mit ihren Konsequenzen weiter umgehen.
Unkontrollierbare Situationen, die von außen auf uns einwirken, lösen zunächst einmal Stress aus. Das ist ganz normal und aus evolutionärer Sicht auf den Menschen eine sehr sinnvolle Reaktion. Nun wäre es kontraproduktiv, sich, durch Stress ausgelöst, in ein Fluchtverhalten zu stürzen. Es ist also wichtig, die eigene Stressreaktion zu kennen und zu kontrollieren. Jeder und jede reagiert hier anders: Der eine erstarrt eher und wird bei Stress passiv, der andere flüchtet und entzieht sich der Situation, während die nächste auf Angriff übergeht. Wenn man sich der individuellen Stressreaktion bewusst ist, fällt es leichter, gegen das Stressmuster zu arbeiten und sich nicht vom Stress überrollen zu lassen. So wird es leichter, mit Unerwartetem umzugehen.
Doch auch wenn Ich mein eigenes Stressmuster in- und auswendig kenne, wie hilft mir das, meinem kontrollierenden Chef gegenüberzutreten? Auch wenn es auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen mag, hier hilft emotionale Intelligenz und vor allem Empathie Ihrerseits.
Empathie ist die Fähigkeit zum Einfühlen und Nachempfinden der Erlebnisse und Gefühle anderer. Damit gehört sie zu den grundlegenden Eigenschaften des Menschen. Ein empathischer Mensch kann also verstehen und nachfühlen, wie sich eine andere Person fühlt und erkennt auch, warum die Person so fühlt.
Es existieren aber, wie bei vielen psychologischen Eigenschaften, interindividuelle Unterschiede in der Fähigkeit, empathisch zu reagieren. Ihr Chef oder Ihre Chefin mag in dem oben beschriebenen Szenario wenig empathisch sein. Vielleicht ist es aber andersherum Ihnen möglich, die Position Ihres/Ihrer Vorgesetzen nachzuempfinden? Kennen Sie diese überhaupt? Könnte es sein, dass er oder sie so sehr mit der Auswirkung der Corona-Krise zu kämpfen hat, dass er/sie sich gerade nicht anders zu helfen weiß, als herrisch oder kontrollierend zu arbeiten?
Was zum jetzigen Zeitpunkt immer wichtiger wird: Kommunizieren Sie Ihren Standpunkt und reden Sie mit Ihren KollegInnen über ihre Situation. Fragen Sie nach, wie Ihre KollegInnen in dieser Ausnahmesituation behandelt werden wollen. Dem einen Kollegen fällt es vielleicht schwer, morgens um acht in der Skype-Konferenz zu sitzen, weil seine Kinder im Home Schooling zu diesem Zeitpunkt Aufgaben von ihren LehrerInnen bekommen, wobei sie Hilfe brauchen. Vielleicht telefonieren Sie einfach eine Stunde später? Machen Sie auch Ihren eigenen Standpunkt klar und bereden Sie, wie Sie am besten arbeiten können.
Nicht alle Probleme lösen sich dadurch in Luft auf. Aber die vielen kleinen Schwierigkeiten, die zurzeit auf uns zukommen, können mit Empathie und guter, beidseitiger Kommunikation leichter angegangen werden. Als Teil der emotionalen Intelligenz werden Sie Ihnen helfen, den veränderten Alltag in der Corona-Krise besser zu meistern.
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